Stadtausflug nach Mühldorf am Inn

Eine kleine Gruppe von Mitgliedern unserer Kolpingfamilie machte sich am Samstag, den 5. Juli, auf den Weg nach Mühldorf und traf dort vor dem Rathaus auf eine von ihrer Stadt begeisterte Führerin.

Wir erfuhren, das Rathaus sei nach dem letzten großen Stadtbrand im 15. Jhd., der ca. 80 % der Gebäude in Schutt und Asche legte in nur zweijähriger Bauzeit entstanden. Der rasche Wiederaufbau ist nur erklärlich durch großen Bürgersinn und der finanziellen Unterstützung durch den Landesherrn. Der Salzburger Fürstbischof wollte seine Exklave am Inn gegenüber dem bayerischen Herzogtum stärken. Dabei haben führende Kunsthandwerker an der Ausstattung mitgewirkt, deren Arbeiten sich noch heute im Ratssaal bestaunen lassen, wie auch an dem davor liegenden Festsaal („Rathausfletz“), der die ganze Tiefe des Hauses nutzt.

Das Rathaus öffnet aber auch den Blick für die dunklen Seiten der Geschichte: Der letzte Hexenprozess auf salzburgischem Gebiet fand 1749/1750 statt, die beschuldigte Maria Pauer war im dortigen Hexenkammerl im Erdgeschoss des Gebäudes bis zu ihrer Hinrichtung eingekerkert.

Der weitere Weg führte uns unter den schattigen Laubengängen weiter, die den langgestreckten Stadtplatz zu beiden Seiten einrahmen. Sie waren in der Vergangenheit die Auslage der zahlreichen Händler, die sich hier in der Stadt an der Kreuzung zweier großer Handelswege niedergelassen hatten und zum Reichtum der Stadt beigetragen haben. Heute beschatten sie Flaneure an heißen Sommertagen und schützen vor Regengüssen.

Erstaunlich ist auch die Baugeschichte der St. Nikolauskirche, ursprünglich ein romanischer Bau, sichtbar am Turm aus Tuffstein, erweitert in der Zeit der Gotik zu einer dreischiffigen Kirche. In der Barockzeit dann der Versuch, mehr Licht und Weite in den Bau zu bringen, bei dem ein Großteil des gotischen Kirchenschiffes einstürzte. Die heutige Saalkirche spiegelt das Ergebnis nach dem Wiederaufbau.

Die Führung endete in den Traidtkästen, in denen die salzburger Landesherren ihre Abgaben aus der Enklave Mühldorf und der umgebenden Landschaft lagerten. Heute ist darin nach Umbaumaßnahmen eine beeindruckende Stadtbibliothek untergebracht.

In einer Pizzeria tauschten wir uns über die zahlreichen gewonnenen Eindrücke aus, bevor jeder seinen eigenen Wegen für den weiteren Tag folgte.

Franz Hohl